Ein Text von Karin Bruns

Die Ursache der Dinge

Das Omega Regressions Trance Coaching geht dem Ursprung von Verhaltensweisen auf den Grund

(März 2012)

                                                                    

Warum gibt es Dinge, von denen man einfach nicht lassen kann? Was ist der Grund dafür, dass man so handelt wie man handelt, es ständig wiederholt und einfach nicht über seinen Schatten springen kann? Die Methode des Omega Regressions Trance Coaching, entwickelt von dem niederländischen Arzt Dr. med. Roy Martina, bietet eine Möglichkeit, den Dingen auf den Grund zu gehen.  Die Journalistin Karin Bruns probierte ein Trance Coaching aus, um ihrem Übergewicht auf die Spur zu kommen.

 

Es ist eine Art Rückführung zu der Situation, die dieses Verhalten einmal ausgelöst hat. Dabei versetzt der Coach seinen Klienten in eine Art Trance und begleitet ihn zu dem Schlüsselereignis in diesem oder einem vorherigen Leben. Auf eine sanfte Art hilft der Coach, dieses Ereignis anschließend zu reflektieren, es anzunehmen und sich damit auszusöhnen. Ein Trance Coaching basiert auf dem Gedanken, dass man Dinge ändern kann, wenn man sie versteht und annehmen kann.

 

Ob es eine Ursache für mein Übergewicht gibt? Oder liegt es doch nur schlicht und ergreifend an meinen schlechten Ernährungsgewohnheiten und der mangelnden Bewegung? Ich nehme Kontakt auf zu Gesundheitsberaterin Ulrike Kosfeld. Sie praktiziert das Omega Regressions Trance Coaching seit 2006 und sieht gute Chancen, dass wir durch eine Rückführung zumindest den Ursprungsgrund meiner Fettleibigkeit finden können. Eine einzige Sitzung könne mir das Ereignis zeigen, das mein Übergewicht verursacht hat.

 

Einblicke in ein anderes Leben? Klingt ja spannend. Ich reise nach Aachen zu meinem Trance Coaching Termin. So freundlich, wie mich Ulrike Kosfeld, eine dunkelhaarige Frau Ende 40, sympathisch und bodenständig, empfängt, so bestimmt erklärt sie mir, dass unsere Sitzung nichts mit einem Sightseeing-Trip in frühere Leben zu tun hat: „Unsere Rückführung hat einen therapeutischen Zweck, es ist keine Lustreise. Wir schauen uns das Problem an und werden aus dem, was Du in der Rückführung erfährst, unsere Rückschlüsse ziehen. Im Grunde genommen geht es darum, der Seele zu helfen, damit sie heilen kann.“

 

Wir sagt sie. Ich atme innerlich auf. Sie wird mich nicht allein lassen mit dem, was da kommen mag. Ulrike Kosfeld bietet mir einen Stuhl und einen Kaffee an und möchte mehr über mein Übergewicht wissen. Eigentlich war ich schon als Kind dick. Bis auf wenige Zeiten hat mich mein starkes Übergewicht durch mein ganzes Leben hinweg begleitet. Heute bin ich 44 Jahre alt. Und immer noch ereilt mich eine Panik, wenn ich nur – mehr oder weniger ernsthaft – darüber nachdenke, meine Nahrungszufuhr zu reduzieren. Diäten halte ich nur dann aus, wenn klargestellt ist, dass es genug zu essen gibt. Und ich gebe mich bestimmt nicht mit zwei Erbsen und einem Salatblatt zufrieden. Mein Teller muss schon eher die Dimension einer Gemüsetheke haben, damit ich nur ja sicher sein kann, dass auf jeden Fall genug da ist. Oh doch, ich kann einige Stunden ohne Essen auskommen, es ist nicht so, dass ich permanent etwas in mich hineinstopfen muss. In diesen nahrungsfreien Stunden plane ich, was ich nachher kochen werde, was es zum Abendessen gibt und was ich morgen einkaufen werde. Nicht nur ich, alle in meiner Obhut müssen unbedingt satt werden. Ich koche immer lieber etwas mehr, es muss für alle genug da sein. Volle Regale im Supermarkt finde ich beruhigend. Ich habe sogar mal selbst einen Bioladen gehabt. Der lief zwar nicht gut, aber ich wäre sicher nicht verhungert.

 

Ulrike Kosfeld legt den Finger in die Wunde: „Woher kommt diese unbegründete Angst, es könne nicht genug zu essen geben? Das wollen wir heraus finden.“

 

Ich darf mich auf die Therapie-Couch legen, werde vorsorglich in eine wärmende Decke gehüllt. Ich schaue auf eine grüne Zimmerpalme mit großen Blättern, beruhigende Musik plätschert im Hintergrund, das Deckenlicht ist gedimmt, der Holzfußboden knarzt leicht unter Ulrike Kosfelds Schritten. Sie setzt sich auf einen Stuhl neben der Couch und fängt an, mich wie bei einer NLP-Sitzung in Trance zu reden. Eine Teta-Schwingung, wie ich später erfahren soll. Man ist entspannt, aber nicht weggetreten. Man kann fühlen, riechen, schmecken, aber der Körper ist im Moment nicht so wichtig.

Die Worte folgen rasch aufeinander, so dass mein Verstand kaum wirklich erfasst, was sie alles sagt. Ich werde durch einen schwarzen Zeittunnel geschickt und soll jetzt gleich landen. Ulrike zählt rückwärts, bei Null bin ich angekommen. „Und?“, fragt sie. Nichts, alles schwarz. „Kannst Du Dich bewegen?“ Kein Stück. „Hörst Du etwas, fühlst oder riechst Du etwas?“ Nein, gar nichts. Alles schwarz. Fast glaube ich, dass es nicht funktioniert. „Wahrscheinlich bist Du tot. Wir gehen mal in eine Zeit davor.“

 

Ulrike schickt mich wieder auf die Reise, zählt rückwärts bis Null. „Na? Wo bist Du?“ Ich laufe über ein Feld oder eine Wiese – ja, es ist eine Wiese. Und da ist ein Waldrand. Ich laufe und laufe. „Wer bist Du?“ Ich bin eine Frau. „Kannst Du Dich beschreiben?“ Ich habe blonde Haare, zu einem Zopf zusammengebunden. Und ich habe ein Kleid an. „Was machst Du denn auf der Wiese?“ Ich laufe, laufe, laufe. „Weißt Du wohin?“ Nein, kann ich nicht sagen. Vielleicht liegt den Berg runter so eine Art Dorf? Kann ich aber nicht genau sagen. Jetzt sehe ich nur noch Wald und Wiese. Keine Ahnung. Ich stottere orientierungslos vor mich hin, finde keinen Zusammenhang. „Ok, wir brechen hier ab und gehen woanders hin.“

 

Jetzt ist erst mal alles dicht eingenebelt. Ich kann mich wieder nicht bewegen, liege auf dem Bauch, mit dem Kopf nach unten. Irgend etwas scheint mich einzuklemmen, ich komme hier nicht weg. Ich habe Angst. Ulrike holt mich noch einmal da weg, nur ein bisschen vor dieser Situation.

 

Ich kann mich umschauen und sehe überall Qualm. So als ob es brennt. Ich nehme vereinzelte Feuer wahr. Ich bin in einer Stadt, sie muss groß sein, es sind Häuserschluchten und breite Straßen. Aber alles liegt in Trümmern. „Kannst Du die erste Zahl des Jahres nennen, in dem Du bist?“ Eins. „Und die nächste?“ Neun. Vier. Fünf. „Wie heißt die Stadt?“ Das ist Berlin. „Was machst Du da?“ Ich laufe durch diese brennenden Häuserschluchten. Ich sehe Tote die unter Trümmern liegen. Da ist kein Lebender mehr. Die haben Bomben geschmissen. Ich weiß nicht, wo ich hin soll. Ich laufe weiter, habe kein Zuhause mehr und bin allein. Ich fühle mich hilflos und laufe ohne Orientierung.

 

„Komm, wir gehen noch einmal ein kleines Stück zurück. Was ist jetzt?“ Ich habe eine schmutzige Schürze um, stehe in einer Küche und schaue in einen leeren Kochtopf. Am Tisch sitzt ein kleiner Junge. Vielleicht zwei Jahre. Das ist mein Sohn. Er ist ganz rot im Gesicht und weint sehr. Er hat großen Hunger. Dann sitzt da noch ein alter Mann in eine Decke gehüllt auf einem Stuhl. Das weiß ich nicht, wer das ist. Er vegetiert vor sich hin. Und hinten im Raum sitzt noch eine alte Frau, die kenne ich auch nicht. „Kannst Du das Haus beschreiben?“ Ja. Es ist wohl eines mit mehreren Etagen, wir sind in der zweiten. Wir haben nur diesen einen Raum. Aber das ist gar kein ganzer Raum. Es fehlt die ganze Wand zur Straße. Da ist kein Fenster, das ist alles ganz offen. Und durch diese Öffnung sehen wir auf die ausgebombten Häuser gegenüber. „Was ist mit Euch?“ Ich will meinem Kind etwas kochen. Aber es gibt nichts, was ich in den Topf tun könnte. Ich habe nicht einmal Wasser das ich heiß machen könnte. Und es gibt auch gar kein Brennholz. Ich kann nichts machen. Mein Gott, mein Kind wird sterben, wenn es nichts zu essen bekommt. Und es weint so sehr. Ich sehe mich so verzweifelt da am Herd stehen. „Wo ist denn Dein Mann?“ Keine Ahnung. Er ist nicht da. Ich kann meinem Kind nicht helfen. Es wird verhungern. Und ich bin selbst so schwach.

 

Ulrike nimmt mich aus der Situation heraus. „Komm, wir schauen noch einmal die nächste Szene an. Was ist da?“ Jetzt bin ich allein. Mein Haus gibt es nicht mehr. Alle sind tot. Ich laufe durch die Straßen. Also, ich schleppe mich, ich habe fast gar keine Kraft mehr. Alles um mich ist in Trümmern. Ich schweige eine Weile. „Was passiert jetzt?“ Ich höre Flugzeuge. Die kommen schnell und fliegen tief. Ich bin hingefallen und kann nicht wieder aufstehen. Irgend ein großes Teil ist auf mich gefallen. Ich liege mit dem Kopf nach unten und kann mich nicht befreien. Jetzt wird es schwarz. Ich sehe nichts mehr. „Du bist gestorben. Ich schicke Dir Engel, die begleiten Dich.“ Ja, da sind zwei, die nehmen mich bei der Hand und ziehen mich aus den Trümmern. Ich fliege mit ihnen hoch. In einen geschützten Raum. Dort liege ich aber weiter mit dem Kopf nach unten. Ich möchte nicht wach werden. Ich bin zu Tode traurig. Die Engel sagen mir, dass nun alles gut ist mit mir. Ich bin in Sicherheit. Aber ich weine. Ich habe mein Kind nicht vor dem Hungertod retten können. Mein Junge ist nicht da. Ich bin untröstlich, ich habe versagt. Mir zerreißt es förmlich das Herz. Ulrike sagt: „Wollen wir mal hören, was Dein Kind sagt?“ Da kommt mein Junge. Das kleine Kind. Und es nimmt meine Hand und bedankt sich bei mir. Weil es leben durfte. Es sagt: „Ich verzeihe Dir, denn Du hast keine Schuld. Ich bin dankbar für Deine Liebe und für diese Erfahrung.“ Ach, wie gut tut das. So tröstend. So herzöffnend. Nun weine ich vor Erleichterung. Wie überraschend. Was für ein weises Kind. Es hat so viel mehr Weitblick als ich. Ich kann es jetzt gehen lassen. Leichten Herzens.

 

Ulrike zählt mich zurück, bei Null bin ich wieder auf dem Sofa, immer noch in meine Decke gehüllt, mit tränennassem Gesicht. Langsam setze ich mich auf. Ulrike lächelt mich an. „Alles ok?“ Ich nicke und wir fügen gemeinsam die Puzzlestücke zusammen. Kein Wunder, dass mich jedesmal die Panik ergreift, wenn nur die Möglichkeit bestehen könnte, es gäbe nicht genug zu essen. Offensichtlich hat mich diese Hunger- und Kriegssituation im Berlin von 1945 traumatisiert. So sehr, dass ich sie mit in mein jetztiges Leben genommen habe. Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich nur 1200 Gramm gewogen hätte bei meiner Geburt. Und dass sie Angst hatte, ich würde es nicht schaffen. Und ich hätte ständig geweint wenn nur irgend jemand in meine Nähe gekommen ist. Da hat sie mich mit allem Nahrhaften gefüttert, das sie kriegen konnte. Und immer, wenn ich geweint habe, bekam ich sofort etwas zu essen.

 

Ulrike erklärt mir, dass unser Körper in jedem Leben dazu dient, dass wir bestimmte Erfahrungen machen. „Und die Erfahrung des Hungerns hast Du im letzten Leben gemacht. Die brauchst Du jetzt nicht mehr zu machen. Aber da hast Du ja auch mit allen Mitteln vorgesorgt. Du wirst nicht mehr verhungern. Du darfst jetzt eine andere Erfahrung machen.“ Das ist so versöhnend, es ist, als ob eine Last von mir abfällt. Aber was wäre, wenn die ganze Situation nur in meiner Fantasie da war? Vielleicht war es gar nicht mein echtes vorheriges Leben. Ulrike nickt. „Das ist aber nicht die Frage. Es ist egal, ob Du es Dir nur eingebildet hast, ob es Fantasie war oder ob es wirklich passiert ist. Es ist in jedem Fall Deine Wahrnehmung. Und die hat mit Sicherheit etwas mit Dir zu tun. Wir merken ja, dass sich gerade Dinge aufgelöst haben, die Du offensichtlich schon lange mit Dir herum geschleppt hast. Es werden in der nächsten Zeit noch weitere Erkenntnisse kommen, weil das Trance Coaching natürlich nachwirkt.“

 

Auf dem Nachhauseweg bin ich noch immer tief gerührt von all meinen Erlebnissen. Ein schöner Frieden erfüllt mich, ich bin schon lange nicht mehr so mit mir im Reinen gewesen. In den nächsten Wochen werde ich beobachten, was passiert. Ich werde feststellen, dass ich sehr viel leichter über das Panikgefühl bei einer Hungerattacke hinweg komme. Ich werde immer öfter nur noch so viel kochen, wie wir auch essen können. Ich werde mich wieder regelmäßiger bewegen. Und mein Mann und ich werden es tatsächlich schaffen, an einigen Tagen in der Woche abends nichts mehr zu essen. Ich werde mich dann immer schon aufs Frühstück vertrösten und mich darauf freuen. Aber ich werde keine Angst mehr haben, dass es kein Frühstück mehr geben könnte.

 

Infos und Fragen:

Ulrike Kosfeld ist erreichbar per E-Mail: kosfeldulrike@yahoo.de.

Infos zum Omega Regressions Trance Coaching: www.roymartina.com.